Picture of hope
The people are the country, not their government, not some foreign country threatening to destroy cultural assets (sic!), not our looking away.
Aswha Faheen is the only female photojournalist in the Maldivian capital Male. She works for Reuters and as a freelancer for local media. Uncomfortable, direct and always with a clear message: with her work, she looks beneath the surface of the paradisiacal, dazzling island life. Her message to all girls and young women: you are as strong as you want to be. (English version below)
Sie ist die einzige weibliche Fotojournalistin in der Maledivischen Hauptstadt Male. Aswha Faheen arbeitet für Reuters und als Freelancerin für lokale Medien. Unbequem, direkt und immer mit einer klaren Botschaft: Mit ihrer Arbeit blickt sie unter die Oberfläche des paradiesisch-schillernden Insellebens. Ihre Message an alle Mädchen und jungen Frauen: du bist genauso stark wie du sein möchtest.
Wie findest du Inspiration für deine Arbeit?
Inspiration kommt in allen möglichen Formen. Sie kann von überall kommen, von einem Film, einem Buch, einem Lied, den News oder sogar wenn ich im Bett liege und die Augen schliesse, kommen mir unendlich viele Geschichten in den Sinn. Ich glaube, Inspiration ist für mich ein grosser Zirkus von täglichem Lärm in meinem Kopf. Was mein Feuer wirklich nährt, ist, wenn ich die Kamera packe, aus dem Haus gehe und Geschichten aufspüre.
Was treibt dich dann an?
Die Verantwortung, auch jene Geschichten zu erzählen, die unter der Oberfläche versteckt sind. Viele kennen die Malediven nur als luxuriöses Paradies. Viele Touristen geben sehr viel Geld aus, um ein paar Tage hier zu verbringen und beneiden uns, dass wir hier leben. Ich möchte, dass alle, die sich für die Malediven interessieren, auch die Wahrheit darüber erfahren. Es ist mir wichtig, zu zeigen, was auf der anderen Seite des Paradieses passiert. Mit meiner Kamera habe ich eine Verantwortung und auch die Macht, um internationale Gremien zu erreichen. Es ist nicht alles aus Zuckerguss, wie unsere Regierung das so gerne vermitteln möchte.
Inwiefern?
Wir sind wohl das erste Land, das untergehen wird. Der Klimawandel ist hier so sichtbar wie nirgendwo sonst. Wir haben den IS im Land, der sich auf gewissen Inseln verschanzt und sich als Fischer ausgeben oder es gibt auf unbewohnten Inseln illegalen Haifischflossenfischerei. Da hats viele Kontroversen aufzudecken.
Du bist wirklich mutig. Wie ist es als Frau, einen solchen Job zu machen?
Vor acht, neun Jahren, als ich als Videojournalistin angefangen habe, war es noch sehr viel spezieller. Ich war die einzige Frau und hatte als einzige vom Team keine Erlaubnis, die Proteste, die damals in Male stattfanden, zu dokumentieren. Immer wurden nur Männer geschickt, ich musste im Studio bleiben. Selbst als alles Personal ausfiel, haben sie mich nicht berücksichtigt. Da nahm ich meinen Mut zusammen und fragte am Teammeeting, warum ich nicht an den Protest darf. Alle lachten, weil sie es lustig fanden, dass ich darum bat, an den Protesten teilzunehmen. Aber keiner hatte eine Begründung. Von da an ging ich an die Demos. Und ich machte einen wirklich guten Job. Dann haben sie immer mich geschickt. Ich war so froh, habe ich gefragt.
Und heute?
Klar, es gibt es immer mal Kommentare, komische Fragen. So à là, bist du nicht müde, schmerzt dein Rücken nicht, vermisst dich deine Mutter nicht zuhause, ist sie nicht besorgt?
In unserer Kultur gibt man Frauen immer mit, dass sie schwächer sind, dass sie nicht gleich gut arbeiten können. Würden wir früh damit anfangen, Mädchen und junge Frauen zu ermutigen, dass sie so stark sind, wie sie es sich wünschen, könnten sie aufwachsen ohne sich weniger wert zu fühlen als Männer. Das Geschlecht definiert nicht, was für eine Art Arbeit du in deinem Leben machen kannst. Du bist entweder männlich oder weiblich geboren, etwas Spezielleres gibts dazu nicht zu sagen.
Was brauchts, damit mehr Frauen Fotojournalistin werden?
Fotojournalismus erfordert, dass man sich zu ungewöhnlichen Zeiten an zufälligen Orten aufhält. Wir stehen buchstäblich vor einem Ereignis und es kann durchaus ein unangenehmes sein. Die meisten jungen Frauen hier erhalten keine Unterstützung, um an sich zu glauben, dass auch sie Grenzen überschreiten und Geschichten dokumentieren können. Auf junge Mädchen wird ein Mangel an Vertrauen projiziert. Das bringt die meisten dazu, eine «sichere Karriere» zu wählen. So gibt es beispielsweise etwas mehr Frauen, die als Journalistin arbeiten. Denn diese werden in der Regel von einem «Kameramann» begleitet, damit das Mädchen nicht allein ist, haha. Als ich zu verschiedenen Anlässen als Videojournalistin unterwegs war, wussten die Leute nicht, ob sie mich nun «Kameramann» nennen sollten, weil das Wort «Kamerafrau» für sie so ungewohnt ist. (lacht)
Ashwa FaheenGeh raus, treff dich mit Menschen, hör ihren Geschichten zu, beobachte. Aber hör auf, zu machen, was sie von dir wollen, was sie dir raten zu tun oder nicht zu tun.
Mit dieser Serie, sammeln wir Inspirationsperlen aus aller Welt von spannenden Frauen, die uns inspirieren, motivieren und die etwas zu sagen haben. Denn Inspiration wird erst richtig lebendig, wenn man sie teilt. Wie eine bunte Schatzkiste, die mit jedem Öffnen noch leuchtender strahlt.
Ashwa und Micha kennen einander schon seit mehreren Jahren. Leider hat es noch nie geklappt, dass sie sich in Realität begegnet sind. Bis jetzt kennen sie sich nur über Social Media oder Zoom. «Mir imponiert Ashwas klare, unaufgeregte Art, Missstände anzugehen und sich durchzusetzen ohne sich von irgendwem beirren zu lassen», sagt Micha. «Für mich ist ihre fotografische Arbeit eine grosse Inspiration.»
How do you find inspiration for your work?
Inspiration comes in all kinds of forms. It can come from anywhere, a film, a book, a song, the news or even when I lie in bed and close my eyes, an infinite number of stories come to mind. I think inspiration for me is a big circus of daily noise in my head. What really feeds my fire is when I grab the camera, go out of the house and track down stories.
What drives you then?
The responsibility to also tell those stories that are hidden beneath the surface. Many people only know the Maldives as a luxurious paradise. Many tourists spend a lot of money to stay a few days here and envy that we live here. I want everyone who is interested in the Maldives to know the truth about it. It is important to me to show what happens on the other side of paradise. With my camera, I have a responsibility and also the power to reach out to international bodies. It’s not all sugar-coated, as our government would like to convey.
In what way?
We are probably the first country to go under. Climate change is more visible here than anywhere else. We have IS in the country holed up on certain islands pretending to be fishermen or there is illegal shark finning on uninhabited islands. There are many controversies to uncover.
You are really brave. What is it like as a woman to do such a job?
Eight or nine years ago, when I started as a video journalist, it was much more special. I was the only woman and the only one on the team who wasn’t allowed to document the protests that were happening in Male at the time. Only men were ever sent, I had to stay in the studio. Even when all the staff dropped out, they didn’t consider me. So I gathered my courage and asked at the team meeting why I was not allowed to attend the protest. Everyone laughed because they thought it was funny that I asked to attend the protests. But no one had a reason. From then on, I went to the demonstrations. And I did a really good job. Then they always sent me. I was so happy, I asked.
And today?
Sure, there are always comments, funny questions. Like, aren’t you tired, doesn’t your back hurt, doesn’t your mother miss you at home, isn’t she worried? In our culture, women are always taught that they are weaker, that they can’t work equally well. If we started early to encourage girls and young women to be as strong as they want to be, they could grow up without feeling less worthy than men. Gender does’nt define what kind of work you can do in your life. You are either born male or female, there is nothing more special about it.
What does it take for more women to become photojournalists?
Photojournalism requires you to be in random places at random times. We are literally facing an event and it can be an unpleasant one. Most young women here are not given support to believe in themselves, that they too can cross boundaries and document stories. A lack of confidence is projected onto young girls. This leads most to choose a more „safe career“. For example, there are slightly more women who work as journalists. This is because these are usually accompanied by a „cameraman“ so that the girl is not alone. When I was on the road as a video journalist on different occasions, people didn’t know whether to call me „cameraman“ now because the word „camerawoman“ is so unfamiliar to them. (laughs)
Ashwa FaheenGo out, meet people, listen to their stories, observe. But stop doing what they want you to do, what they tell you to do or not to do.
With this series, we collect pearls of inspiration from around the world from exciting women who inspire us, motivate us and who have something to say. Because inspiration only really comes alive when you share it. Like a colourful treasure chest that shines even brighter every time you open it.
Ashwa and Micha have known each other for several years. Unfortunately, it has never worked out that they have met in reality. So far, they only know each other through social media or Zoom. „I am impressed by Ashwa’s clear, unagitated way of tackling grievances and asserting herself without letting anyone get in her way,“ says Micha. „Her photographic work is a great inspiration for me.
The people are the country, not their government, not some foreign country threatening to destroy cultural assets (sic!), not our looking away.
There is so much more to capture than just the outer shell. Let an image touch your heart. Especially BEFORE you press the shutter.
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