Frisch. Kreativ. Und gwundrig.
Fernweh ist sein Verkaufsargument. Momentan steht Thomas Meier von Manta Reisen selbst unter Entzug. Reisen nach Corona? Das Interview.
(für die deutsche Version: runterscrollen)
We are quite conspicuous, when we are walking through the streets as blondies from another star. Some stop talking or playing and return our „Salom“ joyfully with a torrent of words to Farsi. Over time we can answer some questions and know that the first question’s always where we come from. Our „Suisse“ then reaps a hearty „welcome to Iran“ and „how do you like our country? If you happen to meet Saed (30), he will even be able to answer „Chuchichäschtli“ in almost accent-free dialect and 19 other words that we had to teach him in Swiss German. Saed is host, guide and unique in one. And he collects foreign words. 20 from each guest. He already knows 20 words in Italian, French, Czech and Dutch. And now also in Swiss German.
Saed (30), host, Gastgeber, Barzok
But in his heart, Saed loves Italy. He proudly wears his blue Italian sweater. His house was designed by an Italian architect, he tells us on the first day when we still believed all his sayings. Actually, Saed wanted to travel to Italy to study. He already had the money together. But life came differently. It gave him the opportunity to buy land on the outskirts of his home village and build his own guesthouse. He built it stone by stone with his brother, his friends. Very simple, very authentic. The whole family’s involved. The mother and sister cook. Everything tastes wonderful. The food is eaten on the floor on the carpet, as it is usual here, in the family circle. You sit together, laugh, talk with your hands and feet and play with the children. Saed’s guests come from everywhere. „I missed the chance to go to Italy. Now the foreign guests are my gateway to the world.“
The women have full outfits, over the scarf there's something similar to a linen sheet that keeps slipping off my head. At first I feel a little uncomfortable, a Muslim feast and we believers of other faiths in the middle; well, that can be cheerful.
For us, however, the village of Bazok becomes the gateway to hospitality. Everywhere we are greeted with joy, invited for tea and once even to a mosque, where the whole village is celebrating a religious festival and eating lunch together at a huge table – of course on the ground. The foreign guests from Europe are invited. The men in one room, the women in the other.
Nobody speaks a word English, Google translate should fix it. Everywhere nice faces and gestures, everyone looks at me, smiles and wants me to sit on the floor with them. The first young people ask for a Selfie. In the middle of the mosque, I with my heping cloth lying on my head. There is a hustle and bustle, some begin to roll out a plastic tablecloth on the floor, others distribute crockery, the first create a delicious rice dish from huge pots and again others bring drinks. Quite different from what I know from our religious places, where you have to whisper reverently.
We laugh, talk and a little girl who speaks about as much English as I do Farsi sits opposite. We exchange names, ages and origins. And laugh again because I am older than her mother and nobody understands why I don’t have children. A young woman next to me translates „Jesus Christ“ in the translater and looks at me expectantly. I nod embarrassingly touched and leave it out for the sake of language when I left the church. She nods benevolently and Google translates „welcome“. Meanwhile, I think about how it would be the other way round in our churches, if a few Muslim tourists suddenly came along and wanted to participate in a church ceremony, apart from the fact that it is probably eaten in the fewest churches on the floor…
Saed’s got some hidden pearls in stock. And laughs too. Depending on the occasion, he takes his guests to friends for tea, shows them the art of carpet weaving or where flour is still ground with water mills. Either way, this guesthouse is a surprise, whoever gets involved gets a colourful bouquet of wonderful encounters and unforgettable impressions.
Saed (30), host and tourguide
Wir fallen ziemlich auf, wenn wir so als blonde Lulatsche von einem anderen Stern durch die Strassen ziehen. Die einen hören auf zu reden oder zu spielen und erwidern unser «Salom» freudig mit einem Wortschwall auf Farsi. Mit der Zeit können wir so einiges antworten und wissen, dass die erste Frage eigentlich immer lautet, woher wir kommen. Unser «Suisse» erntet dann jeweils ein herzliches «welcome to Iran» und «how do you like our country?». Wenn du zufällig auf Saed triffst, wird der sogar «Chuchichäschtli» in fast akzentfreiem Dialekt antworten können und 19 weitere Wörter, die wir ihm auf Schweizerdeutsch beibringen mussten. Saed ist Gastgeber, Guide und ein Unikat in einem. Und er sammelt ausländische Wörter. 20 von jedem Gast. So kann er bereits 20 Worte auf italienisch, auf französisch, tschechisch sowie holländisch. Und jetzt eben auch auf Schweizerdeutsch. Warum «Schofseckel» immer das Lieblingswort unser Schweizerdeutschlernenden wird, entzieht sich unseren Kenntnissen…
Doch im Herzen liebt Saed Italien. Voller Stolz trägt er seinen blauen Italien-Sweater. Sein Haus hat ein italienischer Architekt entworfen, verrät er uns am ersten Tag, als wir noch all seine Sprüche glaubten. Eigentlich wollte Saed zum Studieren nach Italien reisen. Das Geld hatte er bereits beisammen. Doch das Leben kam anders. Es gab ihm die Gelegenheit, ein Grundstück am Rande seines Heimatdorfes zu kaufen und sein eigenes Guesthouse aufzubauen. Stein für Stein hat er mit seinem Bruder, seinen Freunden selber errichtet. Sehr einfach, sehr authentisch. Die ganze Familie ist beteiligt. Die Mutter und Schwester kochen. Wunderbarst schmeckt alles. Gegessen wird am Boden auf dem Teppich, wie das hier so üblich ist, im Kreise der Familie. Man sitzt beisammen, lacht, redet mit Händen und Füssen und spielt mit den Kindern. Saeds Gäste kommen von überall her. «Ich habe die Chance verpasst, nach Italien zu gehen. Nun sind die ausländischen Gäste mein Tor zur Welt.»
Bei den Frauen gibts Vollmontur, über den Schal noch ein leintuchähnliches Etwas, das mir ständig vom Kopf rutscht. Mir ist zuerst etwas unwohl, ein muslimisches Fest und wir Andersgläubige mittendrin; na das kann ja heiter werden.
Für uns wird hingegen das Dorf Bazok das Tor zur Gastfreundschaft. Überall werden wir freudig begrüsst, zum Tee eingeladen und einmal sogar in eine Moschee, wo das ganze Dorf gerade ein religiöses Fest am Feiern ist und gemeinsam an einer riesenlangen Tafel – natürlich am Boden – Lunch isst. Die fremden Gäste aus Europa sind eingeladen. Die Männer im einen Saal, die Frauen im anderen.
Niemand spricht ein Wort Englisch, Google translate solls richten. Überall nette Gesichter und Gesten, alle schauen mich an, lächeln und wollen, dass ich mich zu ihnen auf den Boden setze. Die ersten Jugendlichen fragen für ein Selfie. Mitten in der Moschee, ich mit meiner schepsen Tuchgelage auf dem Kopf. Es herrscht ein umtriebiges Gewusel, die einen beginnen ein Plastiktischtuch am Boden auszurollen, die anderen verteilen Geschirr, die ersten schöpfen ein leckeres Reisgericht aus riesigen Töpfen und wieder andere bringen Getränke. Ganz anders als ich das von unseren religösen Orten kenne, wo man ehrfürchtig zu flüstern hat.
Wir lachen, reden und ein kleines Mädchen, das etwa so viel Englisch spricht wie ich Farsi, setzt sich vis-à-vis. Wir tauschen Namen, Alter und Herkunft aus. Und lachen wieder, weil ich älter bin als ihre Mutter und niemand versteht, warum ich keine Kinder habe. Eine junge Frau neben mir übersetzt im Translater «Jesus Christus» und schaut mich erwartungsvoll an. Ich nicke peinlich berührt und lass das mit dem Austreten aus der Kirche spracheshalber mal aus. Sie nickt wohlwollend und Google übersetzt «welcome». Ich überleg mir derweil, wie das wohl umgekehrt in unseren Kirchen wäre, kämen da plötzlich ein paar muslimische Touristen dahergelaufen und wollten an einem Gottesdienst teilhaben, abgesehen, dass es wohl in den wenigsten Kirchen auf dem Boden gegessen wird…
Saed hat so manche versteckte Perle auf Lager. Und auch Lacher. Je nach Gelegenheit führt er seine Gäste zu Freunden auf einen Tee, zeigt ihnen die Kunst des Teppichknüpfens oder wo noch immer Mehl mit Wassermühlen gemahlen wird. So oder so, dieses Guesthouse ist eine Überraschung, wer sich darauf einlässt, kriegt einen bunten Strauss herrlicher Begegnungen und unvergessbarer Eindrücke.
Fernweh ist sein Verkaufsargument. Momentan steht Thomas Meier von Manta Reisen selbst unter Entzug. Reisen nach Corona? Das Interview.
Speaking of wanderlust: whenever it breaks through with me, I treat myself to something that reminds me of travelling.
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