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Nina. Die Verspielte.

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Ob hinter der Theaterbühne oder im Keramikatelier: Nina Steinemann hat tausende von Ideen im Kopf und unzählige Figuren in Keramik erstellt. Was ihr Freiheit gibt und warum Prioritäten setzen schwer ist.

 

Was interessiert dich an deiner Arbeit?

Nina: Etwas herauszuknübeln, interessiert mich fast mehr als das Ergebnis. Ich bin nicht auf der Suche nach dem Perfekten, sondern nach der Figur. Den künstlerischen Aspekt finde ich einfach spannender, als etwas exakt zu formen. Ich bin eher kreativ als handwerklich. Meine Sachen sollen aber trotzdem Gebrauchssachen sein.

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Wann warst du zum letzten Mal mutig?

Ich bin chli ein Schisshaas (lacht). Ich bin vielleicht mutig mit den Glasuren. Ich vermische sie oder nehme auch mal die Kinderspritzpistole, um etwas umzusetzen. Da verwirft meine Mutter – selbst auch Keramikkünstlerin – die Hände. In der Herstellung kenne ich keine Tabus.

Wie grenzt du deine Arbeit eigentlich von derjenigen deiner Mutter ab?

Das funktioniert super. Ich habe meine eigene Sprache gefunden. Vielleicht weil ich mega spät angefangen habe mit dem Töpfern. Ich komme ja vom Textil und bin Quereinsteigerin. Das wäre aber vielleicht anders, wenn ich mit 18 Jahren direkt die Töpferlehre gemacht hätte. Manchmal bereue ichs zwar ein bisschen, dass ich die Ausbildung nicht eher gemacht habe. Es macht so Spass.

Wo fällt es dir leicht, bold zu sein, wo eher schwer?

Ich muss noch lernen, mutiger zu sein und Prioritäten zu setzen, also auch mal nein zu sagen. Für mich selber kann ich gut einstehen, aber für meine Arbeiten den entsprechenden Preis einzufordern, fällt mir noch bizli schwer.

#kurzgesagt

Struktur oder Chaos?
Chaos.

Funktion oder Design?
Funktion.

Laut oder leise?
Laut.

Gepunktet oder gestreift?
Gestreift.

Pizza oder Pasta?
Pizza.

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Braucht es nicht auch Mut, nicht ganz so «perfekte» Arbeiten zu machen?

Ja, das hat sicher chli Mut gebraucht. Die Menschen reagieren aber sehr positiv auf meinen Stil. Wenn das nicht so wäre, fänd ich das schon viel schwieriger. Ganz am Anfang habe ich Vasen gemacht und es hat funktioniert. Danach hat das Ganze so eine Eigendynamik bekommen. Gewisse Menschen haben Spass an meinen Sachen, deshalb habe ich weitergemacht. Wenn ich mich vergleiche, denke ich aber schon mängisch «uh, Mist». Aber ich bin ja keine Keramikerin. Als solche will ich mich nämlich nicht betiteln. Das gibt mir Freiheit.

Wie organisierst du deinen Alltag mit Kindern, Jobs und Kreativsein?

Das ist chli chaotisch. Ich muss noch biz lernen, das besser zu koordinieren. Je älter mein Kind wird, desto besser geht es. Aber die ersten zwei Jahre waren schon einschneidend. Man ist einfach am Machen und hat gar keine Zeit, sich zu strukturieren, reflektieren und organisieren. Und ich bin eher so abendaktiv, da sprudelts bei mir. Es ist eine Challenge, denn die Ideen kommen einfach, wenn sie kommen.

Du bist ja gelernte Bühnen- und Kostümausstatterin. Gibts eine Gemeinsamkeit mit dem Keramikhandwerk? Ja, voll. An beiden Orten geht es für mich darum, eine Figur zu entwickeln. Ich sehe mich eigentlich als Figurenkreateurin. Ob auf der Bühne oder mit Ton: Es ist der gleiche Prozess. Zwar ein anderes Material, aber die Herangehensweise ist die gleiche.

Was rätst du, wenn jemand den Mut verlässt zum BOLD-Sein?

Routine und Übung hilf und gibt Vertrauen. Wenn man öpis häufiger macht, wirds einfacher. Aber wem sage ich das: Ich bin sehr schlecht im boldsein. Darum gebe ich meine Sachen am liebsten nöimet hin zum Verkaufen, statt selber hinzustehen. Ich bin lieber hinter den Kulissen. Für mich gibts nichts Schlimmeres als Premieren und Vernissagen.

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Ich sehe mich eigentlich als Figurenkreateurin. Ob auf der Bühne oder mit Ton: Es ist der gleiche Prozess.

Nina Steinemann

Woher nimmst du deine Inspiration und Ideen?

Mein Problem ist, dass ich immer tausend Ideen im Kopf habe. Mich dann wieder zu fokussieren, fällt mir mega schwer. Das möchte ich noch lernen. Dass ich zum Beispiel zwanzig schöne Tassenhenkel machen kann, einen nach dem anderen. Doch dann wir ein Henkel plötzlich chli wie eine Schlange, und ich habe schon wieder eine Idee (lacht).

Und wie behältst du bei all deinen Ideen den Überblick?

Ich habe für jedes Projekt ein Skizzenbuch. Da zeichne ich rein, sammle Farbmüsterli und schreibe To-dos auf. Wenn ich am Hyperen bin, schaue ich da rein und sehe auf einen Blick, was ich noch alles machen muss. Denn Prokrastinieren ist voll mein Ding. Ich mache irgendöpis, aber nicht das, was ich sollte.

Wie motivierst du dich selbst?

Einfach ran an die Arbeit. Ich machs ja gerne. Und Druck ist gar nicht so schlecht, ein Ziel zu haben, hilft. Trotzdem ist es für mich wichtig, eine Arbeit ohne Druck anfangen zu können. Einfach mal machen und wenns nicht klappt, probier ichs halt nomal.

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