Der Bildband auf Insta
Einblick in einen Mikrokosmos, zu dem man normalerweise keinen Zugang hat. Schräg, lustig und traurig: Ein Bildband jenseits der Klischees.
Euren Kund*innen ratet ihr ab, ein Firmenjubiläum kommunikativ gross abzufeiern. Wir sitzen aber grad hier und ich soll euch zu 10 Jahre scharfsinn interviewen. Wieso?
Micha: Stimmt, wir raten immer davon ab, weil es nur aus Innensicht interessiert. Genau darum wollen wirs jetzt tun. Das Jubiläumsjahr ist eine Challenge an uns selber. Es reizt uns, Dinge zu tun, die „mä“ sonst nicht macht.
Janine: Wir wollen rausfinden, was das mit uns macht, was es auslöst. Etwas, das man noch nie gemacht hat, kann ja auch plötzlich total stimmig sein. Das Ausprobieren und Regelnbrechen brauchts unbedingt.
Gibt es andere Ratschläge für eure Kund*innen, die ihr selber nicht einhaltet?
J: Unseren Kund*innen sagen wir immer, sie sollen präsent sein in den sozialen Medien und regelmässig Newsletter schreiben. Selber sind wir aber nicht die Hirsche, wenn es um die regelmässige Kommunikation auf unseren Plattformen geht.
M: Wir rücken lieber unsere Kund*innen in den Fokus und reissen uns nicht so drum, selber hinzustehen und scharfsinn zu repräsentieren. Da könnten wir noch mehr.
Also, wagen wir den Perspektivenwechsel. Für einmal seid ihr die Interviewten. Mit welcher fiesen Frage lockt ihr eure Interviewpartner normalerweise aus der Reserve?
J: Wir stellen doch keine fiesen Fragen. Das Fiese ist vielleicht, dass wir Dinge herunterbrechen wollen. In unseren Gesprächen bringen wir Expert*innen dazu, in einfachen Worten zu erzählen, was sie denn genau machen. Oftmals keine simple Aufgabe.
M: Unsere Fragen sind knapp, wirken vielleicht unschuldig, aber haben es in sich. Wir hören nicht nach einer Frage auf, sondern haken nach. Wie ist die Stimmung wirklich? Wie siehts hinter den Kulissen aus? Dann wirds erst richtig spannend.
Was ist im scharfsinn-Alltag eure grösste Challenge?
M: So unbusinessplanig unterwegs zu sein, wie wirs sind. Wir leben extrem nach dem Bauchgefühl und richten uns nach dem, was wir als richtig empfinden. Nur so bleiben wir kreativ.
J: Meist können wir easy breitbeinig hinstehen und sagen, so und so funktioniert es für uns. Aber wir kennen schon auch die schwierigen Momente.
Ihr seid absolut krisenresistent. Das habt ihr auch im letzten Jahr bewiesen. Ihr lasst euch nicht beirren und entwickelt neue Formate wie den Online-Fotoworkshop oder die Fotowalks. Und trefft dabei genau den Zeitgeist. Wie schafft ihr das?
M: Weil wir so klein sind, sind wir so agil. Grösse macht bhäbig. Wir probieren aus, gehen manchmal auch kindlich naiv an Dinge ran.
J: Corona hat uns schon ausgebremst. Wir haben aber rasch entschieden, dass wir nicht einfach nichts machen wollen. Wir wollten etwas realisieren, wofür im Arbeitsalltag sonst keine Zeit bleibt. Wir hatten beide total Lust, einen Online-Fotoworkshop umzusetzen.
M: Genau, wir haben ein Riesending aus dem Boden gestampft. Ohne Angst, dass es in die Hosen geht.
Wieso sind eure Kund*innen eure Kund*innen?
J: Weil sie cool sind (lacht).
M: Und weil wir zusammen passen. Wir nehmen nicht jeden, unsere Kund*innen nehmen nicht jeden. Unsere Webseite zeigt, wie wir als scharfsinn ticken. In einem Erstgespräch spüren wir die Vibes und finden heraus, ob wir zusammen passen. Wir können uns die Selektion erlauben, weil wir klein sind. Spass ist mega wichtig.
J: Was wir tun, tun wir mit Herzblut. Wir wollen voll dahinterstehen. Das geht nur, wenns uns Freude macht. Mit Anschiss kann nichts Gutes rauskommen.
Wer wäre eure Traumkund*in?
M: Achtung, das mag jetzt chli schleimig klingen: Aber wir haben schon so viele Traumkund*innen. Wir lieben es, in ihre Themen einzutauchen.
J: Ich bin gelernte Gärtnerin. Ich würde wahnsinnig gerne mal was für die grüne Branche realisieren. Also ein Projekt rund um Naturgarten, Biodiversität, Renaturierung… Das fände ich spannend.
M: Ich finde so vieles spannend. Autoersatzteile zum Beispiel. Da haben wir schon voll das Auge für.
J: Das interessiert dich wirklich?
M: Ja, es ist faszinierend, wenn jemand so viel Freude und Wissen hat, ein Auto zu reparieren. Wenn ich die Geschichte dazu erzählen darf, genial. Oder nehmen wir Yoga. Das machen so viele. Wir alle haben sofort ein Bild im Kopf. Meine Traumkund*in ist mutig und offen für freakiges Zeugs wie Yoga-Fotos auf einer wuseligen Strasse anstatt bei Sonnenuntergang am Strand. Das wär mal gelebtes Yoga im Alltag.
Micha, wie hast du den Schritt in die Selbständigkeit vor 10 Jahren gewagt?
M: Ich hatte das Gefühl, ich kann das besser. Ich wollte selbst ausprobieren, meine eigene Chefin sein. Jungen Gründerinnen rate ich: Seid mutig und traut euch. Unser aktuelles Lieblingswort ist «BOLD». Gerade wir Frauen haben oft Mühe, hinzustehen und unser Können richtig zu verkaufen. Fotografieren und Schreiben machen wir hier nicht als Hobby oder für einen Freundschaftsdienst. Qualität kostet, dafür verlangen wir einen angemessenen, fairen Preis.
Was war euer bisheriges scharfsinn-Highlight?
M: Seit wir zu zweit in dieser Kombi miteinander arbeiten.
J: Oh ja! Unsere Zusammenarbeit ist mega schön und mega wertschätzend. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieder zurück in einem Grossunternehmen ein kleines Rädli zu sein.
Ihr richtet euren Job nicht starr nach Bürozeiten. Wenn eine von euch Menssschmerzen hat, setzt ihr auch mal einen Tag aus. Wie seid ihr dadrauf gekommen?
J: Wir Menschen sind nicht jeden Tag gleich leistungsfähig. Wieso sollte ich das also erzwingen wollen? Sowas ist doch vergeudete Energie. Erlaubt es mein Kalender, gönne ich mir bewusst ein Auszeit, sei sie auch noch so klein und bin dafür an den darauffolgenden Tagen umso kreativer und energiegeladener.
M: Der Mens haftet oft ein Stigma an. Geben wir offen zu, wenn wir unsere Tage haben, haben wir Angst, als labil und nicht belastungsfähig rüberzukommen. Als Agentur haben wir uns bewusst entschieden, Auszeiten möglich zu machen. Das ist nicht nur ein Frauenthema. Ein Mann im Team könnte sich genauso seine Pausen herausnehmen.
J: Dass wir das so offen thematisieren, hat übrigens auch mit einer Kundin zu tun. Wir habe eben wirklich die coolsten!
Ich bewundere euren Drive und eure Kreativität. Immer wenn ich euch treffe, sprudelt ihr nur so von Ideen. Irgendwelche Inspirationstipps?
J: Rausgehen, spazieren, mit offenen Augen durch die Welt gehen. Habe ich eine Krea-Blockade, rede ich mit Micha offen drüber. Die Sichtweise der anderen ist immer erfrischend.
M: Mein Tipp: Muster durchbrechen. Ich gehe nicht wie immer von A nach B sondern wähle einen anderen Weg. Oder ich schau mir Luzern durch die Augen eines Touris an. Dieser Perspektivenwechsel, wenn auch noch so klein, tut ungemein gut.
Seid ihr happy mit dem 10-Jahresresultat von scharfsinn?
M: Ja, völlig. Ich wollte nie Bigboss von 100 Leuten sein. Erfolg ist für mich, dass ich glücklich bin. Das klingt total kitschig, ist aber so.
J: Wir stecken viel Herzblut in scharfsinn. Wir haben aber nicht den Fünfer und das Weggli. Wir zahlen uns keinen grossen Lohn aus und arbeiten auch mal länger oder am Wochenende. Wir gewichten Freiheit und Qualität einfach höher als Unternehmensziele. Micha hat vor zehn Jahren scharfsinn gegründet, ich bin aber genauso involviert und weiss, wie die Sachlage ist. Wir haben alles auf vier Schultern verteilt.
M: Ja, wir teilen alles. Das kann manchmal belastend sein. Auch darüber reden wir. Wir sind sehr bödelet, obwohl wir viel in kreativen Sphären rumwuseln.
Ihr habt keinen Businessplan. Keine Ahnung also, wo ihr in 10 Jahren steckt?
M: Ich finde es befreiend, nicht zu wissen, wo wir dann sind.
J: Mit dir irgendwo am Sprudel trinken, das fände ich schön.
Sie kennt scharfsinn seit den Baby-Jahren. Lucia Bolli war auf unserem ersten Image-Shooting als Lichttänzerin im Schatten, als Texterin vor Ort und als motivierender Kreativspiegel all die Jahre immer wieder mit uns auf der Apéro-Picknickdecke. Wir lieben ihre direkte Schreibe, ihre scharfen Analysen und querdenkenden Ideen. Lucia ist für uns the one and only für dieses Interview. Danke sosehr dafür!
ps. Heute wachsen auf dieser Wiese übrigens Weintrauben – das nehmen wir mal als vielversprechendes Omen.
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